Als kleiner Auftakt spring ich mal einfach hiermit hinein: Eine ganze Kiste von Büchern ist aufgetaucht, bei denen ich irgendwie beteiligt war, Vorworte, Titelbilder etc.
Zum Beispiel der niedliche Cameo Auftritt in Stephen Fry’s “Making History” (als ein ‘Defektor’, ha, musste schmunzeln). Später hat er für die BBC eine Doku über Gutenberg gemacht und wir trafen uns in Mainz. Hab dann ein wenig biografische Recherche über Henne Gensfleisch beigetragen und mit viel Spaß im Safe mit weißen Handschuhen die Original 42 Zeilen Bibel angesehen.
Das Forschen an biografischen Details war noch wesentlich intensiver für seinen Film über Wagner, aber das ist eine Geschichte für sich, irgendwann. So wie auch Stephen’s Angewohnheit bei jeder Überquerung des Rheins laut den Walkürenritt zu singen…;)
Was mich aber wirklich kichern ließ waren Softcovers die ich mit und für Douglas Adams in den späten 90ern gebastelt hatte. Er war immer Beta und manchmal Alpha Tester der Software gewesen, hatte ihm immer frische Versionen mitgebracht “die Bits noch warm”.
Hier war es Bryce gewesen, mit dem er selbst versucht hatte “42 fliegende Kugeln über einer bizarren Landschaft” zu bauen. ( Hat dann etwas gedauert um den Berg selbst auch aus einer ’42’ zu modellieren - wenn man mal genau hinsieht, links, erkennt man’s ;)
Tagelang haben wir im Dachgeschoss seines ‘absurd vertikalen’ Hauses in Islington (im Norden Londons) und danach im kleinen französischen Landhaus in den Weinbergen der Provençe damit verbracht sein Ziel zu erreichen: zweiundvierzig verschiedene Wege um die Zahl 42 veschlüsselt in den Kugeln zu verstecken!
Ich kann mich kaum mehr an eine handvoll davon erinnern, aber es war sehr intensiv, mit binären, trinären, farblichen Kodierungen und so weiter. Wunderbar obskure Ansätze...
Es ist zweifelhaft, dass er selber sich später noch erinnern könnte - aber er hat lauthals bei seiner täglichen Flasche Rotwein, Penfolds Bin 77, betont ‘dass er es geknackt hätte’. Das ist dann wohl ein weiteres Rätsel das er mit ins Grab nahm.
Er starb fast im Nachbarhaus in Santa Barbara - als ich ankam, lief der Mac noch, es war als wär er nur mal eben auf die Toilette gegangen. Sehr seltsam, das Gefühl. Wir haben eine liebe kleine Trauerfeier im Haus inszeniert, ganz im Gegensatz zu der gigantischen Version in London später - die zu seiner absoluten Verwunderung und auch total entgegen seiner Wünsche in der großen Kirche bei Trafalgar Square gehalten wurde. Dass David Gilmour sanft für ihn dort Gitarre spielte hätte vielleicht so gerade eben die Kulisse wieder wettgemacht - mit Pink Floyd auf der Bühne zu spielen war einer seiner glücklichsten Tage überhaupt, nie vorher oder danach habe ich ihn so strahlend gesehen. ( Von über 50 Gitarren in seinem Haus waren all linkshändig - bis auf eine: falls mal Dave vorbeikommt. Als ich irgendwann mal meinen Freund Phil mitbrachte, war es natürlich genau die deren Saiten er aus Versehen zerfetzen ließ….)
Viele Erinnerungen über viele Jahre, aber ich hab mich aus dem späteren Getümmel von Tributen und Webspektakeln rausgehalten. Es war einfach nur sehr, sehr traurig alles. Douglas war der erste Besucher überhaupt in der Burg hier gewesen ( und dafür haben wir bei Steinheuers in Heppingen einen richtigen Penfolds Grange Hermitage aufgemacht. Aber bevor ich mich jetzt wie ein Profi Trinker anhöre: ein gutes Glas kann ich schon gern, dann ist aber Schluss - er hingegen “arbeitete an einer Immunität gegen Shiraz” ha!)
Diesen “100 Punkte Parker Wein” wie er überaus gerne auch allen Nebentischen erklärte, wählte er auch im Post Ranch Inn Hotel, als wir in meinem alten Range Rover die Küstenstraße von Big Sur entlang fuhren. Zur TED Konferenz in Monterey, mit Terry Gilliam dabei, die beiden meine Gäste in Sesseln auf der Bühne, einfach über die Zukunft plaudernd, wie wir es so oft und gerne gemacht haben. Die 6-Stunden-Fahrt selbst war aber der beste Teil von allem - viele Umwege, zu den Dünen bei Pismo Beach, den kleinen See Canyon, Morrow Bay Park und sowas. In der unglaublichen Antique Mall in Cambria hab ich Douglas einen Braille Playboy gekauft - schneeweiße Seiten nur mit Punkten.
Er war ein ganz besonderer Mensch. Es gibt Anekdoten die mir kaum einer glauben würde (zum Glück ein paar Zeugen!) In Venedig bei einem Kostümball kam er als Mickey Mouse (!) und in Alaska auf einem kleinen Boot mit James Cameron rief der “Eisberg, Eisberg!” - später nach dem Essen hat Douglas dann Bill Gates fast tätlich angegriffen. Wahnsinn… :)
Eines Tages sollte ich’s wohl doch alles mal im Detail aufschreiben, denn es charakterisiert diesen Mann so viel mehr als die lustig benannten Aliens in den Büchern, die er eigentlich fast bedauert hat je geschrieben zu haben.
Jedenfalls… die Covers waren besser als sie da im Foto aussehen - recht klein, und die Kugeln und Text in 3D Relief gestanzt. ( Ich hatte keinerlei Einfluss auf den Font oder das Layout, nur die Bilder als solche, seinen genauen Wünschen entsprechend - er selber schimpfte über die Fonts, haha… )
Vielleicht findet sie ja jemand, Ballantine Books, und löst das Rätsel der 42 Kugeln ! ;)